Die Geschichte der Wildsauelf

Aus kleinen Anfängen zum erfolgreichen Verein

Der Krieg 1914/18 war zu Ende. Anfang Mai 1920, als einer der Letzten, kam Anton Hesse aus englischer Gefangenschaft. Eines der wenigen Gepäckstücke, die er mitbrachte, war ein Fussball. Dieser Fussball gab den Anstoss zur Gründung einer Elf. Schon 14 Tage später wurde am 2. Pfingsttag 1920, dem 24. Mai, nachmittags im alten Saal bei „Lamberts“ der Fussball-Club gegründet. Versammelt hatten sich Josef Schulte-Sägemuhle, Karl Zimmermann, Johannes Büenfeld, August Schütteler, Josef Rettler, Jodokus Stockhausen, Karl Schlüter, Josef Büenfeld, Emil Hütten, Anton Rettler, Josef Erdmann, Anton Beckmann, Wilhelm Klauke und Theo Isenberg. Erster Vorsitzender wurde Jodokus Stockhausen, Schriftwart Karl Schlüter und Kassenwart Josef Rettler. Angestossen wurden zwar vorerst nur Freundschaftsspiele. Lehrer Demmel aus Berlar fungierte als Spielleiter. Es wurde in Siedlinghausen, Assinghausen, Berlar und in weiteren Nachbarorten gespielt.

Es wurden folgende Spieler eingesetzt: Karl Zimmermann, Anton Hesse, August Schütteler, Emil Hütten, Anton Rettler, Jost Stockhausen, Theo Isenberg, Anton Beckmann, Johann Büenfeld, Josef Schulte, Josef Rettler und Johann Mezenski. Fahrzeuge gab es noch nicht, aber wie die „Alten“ erzählen, hatten von elf Spielern zwei ein Fahrrad. Die anderen gingen zu Fuss oder fuhren von Meschede mit der Bahn.

Einmal waren sie vom Spiel in Siedlinghausen völlig lädiert mit nur 27 Mark unterwegs. Ab Westernbödefeld wollten die „müden Krieger“ sich mit einem Leiterwagen fahren lassen. Der Fuhrmann forderte 150 Mark. Da half nur ein Marsch auf Schusters Rappen. Das war in der Inflationszeit.

Auch an den Turngeräten versuchten sich die Sportler. Hauptlehrer Bolte stellte die Turngeräte der Schule zur Verfügung und übernahm teilweise selbst Training und Betreuung.

Schneider Röttger kam auch ein Jahr als Trainer zu den Übungsstunden. Die erste Kluft war genau wie heute: Schwarz-Weiss und das Fussballied heisst seit eh und je: „Schwarz und Weiss, wie lieb ich dich...“

Dann kam im Sommer 1928 der Zusammenschluss zur DJK. Erster Vorsitzender wurde Johann Pletzinger, Stellvertreter Josef Murrara und als Kassenwart und Schriftwart wählte man Richard Fisch. Nun starteten auch Meisterschaftsspiele. Der Staffelleiter war aus Oeventrop. Folgende Spieler standen damals zur Verfügung: Anton Stoer, Vinzenz Büenfeld, Josef Fisch, Anton Hesse, Wilhelm Stappert, Josef Mette, Wilhelm Zimmermann, Johann Stratmann, Johann Rettler, Wilhelm Stoer, Richard Fisch, Willi Mette, Franz Pletzinger, Wilhelm Büenfeld und Johann Hesse. Das erste Meisterschaftsspiel wurde gegen Bremen bei Werl ausgetragen und endete 4:4. Damals wurde sogar schon von der Ecke aus direkt ein Tor erzielt. Die Mannschaft war zu der Zeit in guter Form. Sie spielte in Meschede, Lüttringen, Bremen, Höingen, Velmede, Holzen, Bödefeld und anderen Orten. Wirtschaftlich ging es bald besser. Auf Tour ging es stets mit Rettlers Milchwagen. 1929 fand die erste offizielle Generalversammlung im Vereinslokal Heinemann statt. Zum ersten Vorsitzenden wurde Josef Kramer, als zweiter Vorsitzender Wilhelm Hesse, zum Schriftwart Richard Fisch und als Kassierer Johann Osebold gewählt. Als 1931 zwei neue Spieler von Horst-Emscher kamen, es waren Franz Dinewski und Willi Liedtke, beide waren im freiwilligen Arbeitsdienst, Lager Schützenhalle, ging es mit dem Fussball bergauf. Es wurde auch damals schon ein sehr guter Fussball gespielt und man hatte auch einen guten Platz in der Tabelle. Von 1934 bis 1937 trat, bedingt durch die politischen Geschehnisse, dann etwas Ruhe ein. Erst im Mai 1937 fanden sich wieder einige Sportbegeisterte zusammen, um den Verein unter einem anderen Namen neu aufleben zu lassen.

Sie riefen eine Generalversammlung ein und im Protokoll steht folgendes: „Auf ortsübliche Bekanntmachung - und Aushang und Weitergabe von Kamerad zu Kamerad - waren heute am Pfingstmontag, dem 17. Mai 1937, nachmittags 13.00 Uhr, im Lokal Heinemann in Remblinghausen 40 Kameraden erschienen, die alle den Willen hatten, dass auch in Remblinghausen ein Verein des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen bestehen solle, damit der Jugend Gelegenheit gegeben ist, sich körperlich zu stählen und abzuhärten. Nach allgemeiner Besprechung wurde folgendes beschlossen: Die Anwesenden beschliessen die Gründung eines Vereins der Leibesübungen und soll den Namen ‚Turn- und Sportverein Remblinghausen‘ mit dem Sitz in Remblinghausen haben. Die Satzungen des Reichsbundes für Leibesübungen werden in der vorliegenden Form angenommen. Zum Vereinsführer wird Kamerad Johann Wrede bestimmt, derselbe ist berechtigt, den Turn- und Sportverein in allen gerichtlichen Angelegenheiten zu vertreten. Die Eintragung des Vereins im Vereinsregister wird beschlossen.“

Der Vereinsführer bestimmte alsdann seine Mitarbeiter, und zwar nach der Satzung wie folgt: stellvertetender Vereinsführer: Wilhelm Zimmermann, Dietwart Wilhelm Heinemann; Werbe- und Pressewart, Schriftwart und Stellvertreter: Theodor Dolle, Richard Fisch; Kassenwart und Stellvertreter: Josef Wahle, Otto Richter; Gerätewart und Stellvertreter: Franz Pletzinger, Josef Mette.

In den Satzungen unter §2 stand: „Der Verein bezweckt die leibliche und seelische Erziehung seiner Mitglieder im Geiste des nationalsozialistischen Volksstaates durch die planmässige Pflege der Leibesübungen, insbesondere Turnen, Leichtathletik, Fussball, Handball und Faustball, Schlagball, Schwimmen und Gymnastik. Der Verein lehnt Bestrebungen und Bindugnen klassentrennender und konfessioneller Art ab. Der Verein besteht aus aktiven, passiven und Ehrenmitgliedern. Der Beitrag soll betragen für Jugendliche 0,20 RM pro Monat, Kameraden 0,40 RM pro Monat und für passive Mitglieder 2,00 RM pro jahr. Ehrenmitglieder brauchen keinen Beitrag zu zahlen.“

Schon einen Monat später erklärte der Turn- und Sportverein dem Bürgermeister Kotthoff, Vellinghausen, dass der vorhandene Sportplatz in seiner jetzigen Grösse zu klein sei. Der Verein bat ihn deshalb, das Stück, welches früher zum Sportplatz gehörte und jetzt seitens der Gemeinde Remblinghausen verpachtet ist, dem Sportplatz wieder hinzuzufügen. Das wurde dem Verein wenig später auch zugesagt.

Für 16 Spieler wurden Spielerpässe beantragt. Das erste Meisterschaftsspiel gegen Silbach fand am 17. Oktober 1937 statt. Die Mannschaft spielte in folgender Aufstellung: Kramer I, Schütteler, Fisch III, Ricke, Fisch I, Napierski, Dolle, Kramer II, Eggert, Fisch IV. Auch hatte man damals schon eine Jugendmannschaft, in der folgende Spieler spielten: Josef Ricke, Ricke II, Rarbach I, Flashar, Kramer I, Jorg I, Jorg II, Fisch, Kramer II, Rarbach II, Schnier. Die Einnahmen vom Pokalspiel gegen Meschede betrugen am 30. Januar 1935 15 RM, nach Abzügen von 5% Spielabgabe und der Fahrt für Hubert Fisch. Die Fussballübungsabende waren dienstags von 20 Uhr bis 22 Uhr. Die Mannschaft spielte in der 2. Kreisklasse (Gruppe Oberruhr), in der die Vereine Bigge, Winterberg, Siedlinghausen, Medebach, Silbach, Hoppecke und Olsberg mitwirkten. Nach 7 Spielen stand die I. Mannschaft an dritter Stelle mit 27:14 Toren und 9:5 Punkten.

Auch 1938 befasste man sich schon mit dem Ausbau der Schützenhalle. Deshalb wurde am 18. Januar 1938 eine Besprechung im Gasthof Donner angesetzt, in der Möglichkeiten erörtert wurden, den kleinen Saal der Schützenhalle in Remblinghausen auszubauen. In Zukunft sollten der Schützenverein, insbesondere aber die Gemeinde, die Partei mit ihren Gliederungen und andere Vereine imstande sein, Veranstaltungen durchzuführen, die in den in der Gemeinde vorhandenen Räumen nicht möglich waren. Insbesondere sollte untersucht werden, auf welche Weise ein notwendiger Um- und Erweiterungsbau finanziert werden könnte. Dabei wurde folgendes beschlossen:

Die Erweiterung und der Ausbau des kleinen Saales der Schützenhalle ist eine nicht mehr aufschiebbare Notwendigkeit. Der vorgelegte Entwurf kann in seinen Grundzügen verwirklicht werden. Die aufzuwendenden Kosten betragen 3.500,- Reichsmark. Die Finanzierung der Baumassnahme solle auf Grundlage der Herausgabe von 350 Anteilscheinen zu je 10,-RM versucht werden. Die Trägerschaft für das Unternehmen übernimmt der Schützenverein.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 beeinflusste anfangs allmählich und später in zunehmenden Masse das gesamte Vereinsleben. Auch der Ausbau des kleinen Saales der Schützenhalle konnte nicht mehr durchgeführt werden. Die älteren Jahrgänge waren zum Wehrdienst herangezogen und der Spielbetrieb in der Seniorenklasse konnte nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Junioren hielten während des Krieges die Fussballtradition lebendig. Aber auch der Spielbetrieb kam in den Tagen des Zusammenbruchs 1945 völlig zum Erliegen, da alle bis zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Vereine aufgrund eines Befehls der englischen Militärregierung aufgelöst wurden.

Nach dem 6jährigen Völkerringen kehrten mehrere Mitglieder nicht zurück, und es waren Gefallene und Vermisste zu beklagen. Als einer der ersten fiel Robert Schütteler.

Nach dem politischen Zusammenbruch im Mai 1945 regierte in Deutschland der Hunger. An erster Stelle stand der Kampf um das tägliche Brot. Man wartete auf die Angehörigen, die aus dem Kriege oder aus der Gefangenschaft noch nicht zurückgekehrt waren. Die Städte und Dörfer waren im grössten Umfang zerstört und den meisten fehlte der Arbeitsplatz. „Kalorien“ war Thema Nummer eins bei allen Gesprächen.

Doch im Herbst des Jahres 1945 fanden sich die ersten Enthusiasten, die sich mit dem befassten, was heute in den Montagszeitungen so schön mit „König Fussball“ bezeichnet wird. Mit dem damals üblichen Erlaubnisschein der Besatzungsmächte wurde ein neuer Anlauf genommen. Ein Vorstand wurde gebildet. Erster Vorsitzender war August Bange, Leiter des Vereins: Johann Droste und Schriftführer: Florenz Droste. Unsere Mannschaft wurde in die Gruppe I, Bezirk Meschede, eingereiht und hatte gegen folgende Gegner zu spielen: Ostwig, Heinrichsthal, Bestwig, Eversberg, Eslohe, Warstein, Meschede. Zum ersten Meisterschaftsspiel am 2. Dezember 1945 musste gegen Ostwig gespielt werden. Es wurde mit 5:3 verloren. Es spielte folgende Elf:

Josef Kramer, Willi Knippschild, Theo Fisch, Willi Dolle, Franz Fisch, Johann Stappert, Theo Rarbach, Peter Czwojdrak, Fritz Kramer, Karl Zimmermann und Hubert Fisch.

Zu dieser Zeit wurde schon eine II. Mannschaft aufgestellt. Sie spielte in der Gruppe B. Nach Abschluss der Serie 1945/46 belegte unsere I. Mannschaft den drittletzten Tabellenplatz. Zur neuen Meisterschaft, die am 27. Oktober 1946 begann, wurden die Vereine in zwei Gruppen - Ruhr und Lenne - aufgeteilt. Das erste Spiel wurde in Eversberg mit 2:1 verloren. In dieser Klasse spielten: Ostwig, Heinrichsthal, Velmede/Bestwig, Nuttlar, Eversberg, LSG Hirschberg und Meschede II. Auf Lastwagen fuhren damals noch Spieler und Zuschauer, vielfach auch mit Fahrrädern. Manchmal streikte der „Holzkocher“. Unterwegs eine Panne und ein Loch mehr in den schon oft geflickten Autoschläuchen waren beinahe selbstverständlich gewordene Schwierigkeiten. Doch was machte es?

In den nächsten Jahren war ein Leistungsanstieg zu verzeichnen, der dann auch schliesslich zum Aufstieg in die Bezirksklasse Sauerland führte. Dabei war die Sache mit dem Aufstieg gar nicht so einfach: Erst nach vier (!) Entscheidungsspielen gegen den anderen Gruppensieger (Lenne) FC Cobbenrode (1.Spiel Cobbenrode - Remblinghausen 3:2, 2.Spiel Remblinghausen - Cobbenrode 8:1, dann in Eslohe das 3.Spiel 2:2 und schliesslich in Meschede 3:2) konnte die Presse am 29. Mai 1951 schreiben: „Remblinghausen meldet Aufstieg in höhere Klasse“.

Dieser Aufstieg war zwar knapp und glücklich, aber nicht unverdient. Nach Abschluss der Serie in der Gruppe Ruhr stand der Fussball-Club mit 17 gewonnenen, 4 verlorenen und 3 unentschiedenen Spielen und einem Torverhältnis von 87:31 Toren mit einem Punkt Vorsprung vor Eslohe. Schon 1950 hätte der Fussball-Club an den Aufstiegsspielen teilnehmen können, wenn er nicht nach Abschluss der Meisterschaft mit Bestwig punktgleich gestanden und im Ausscheidungsspiel gegen Bestwig 1:2 verloren hätte.

Der Aufstieg wurde in folgender Besetzung geschafft: Leo Kaminski, Jost Klauke, Bruno Czwojdrak, Hubert Bange, Hubert Kramer, Karl Zimmermann, Lorenz Hesse, Walter Nieswand, Willi Dünnebacke, Hermann Rasche und Theo König. In Reserve stand Anton Büngener. Das erste Spiel in der Bezirksklasse wurde in Sundern mit 2:1 gewonnen. Nach Abschluss des ersten Betzirksklassenjahres stand die I. Mannschaft auf dem 9. Tabellenplatz mit 13 gewonnen, 14 verlorenen und 3 unentschiedenen Spielen.

Vergessen wollen wir auch nicht unsere Theatergruppe, die uns so manchen schönen Abend bereitet hat. Am 21. August 1955 spielte sie den Dreiakter „Wenn der Hahn kräht“. Es war ein grosser Erfolg, dass dieses Stück am nächsten Wochenende wiederholt werden musste.

In den nachfolgenden Jahren belegte die Wildsau-Elf immer einen sehr guten Platz in der Bezirksklasse. Bis zum Jahr 1959, als man nach Abschluss der Bezirksklassenserie mit SV Altenbüren punktgleich 24:36 auf dem drittletzten Tabellenplatz stand. Somit wurde ein Ausscheidungsspiel notwendig. Dieses Spiel wurde am 31. Mai in Warstein ausgetragen und mit 2:0 durch Tore von Hesse und Mette gewonnen. Also weiter für ein Jahr in der Bezirksklasse. Aber im nächsten Jahr war der Abstieg nicht mehr aufzuhalten. Von den älteren Spielern hörten einige auf, und die jungen Kräfte konnten den starken Widerstand doch noch nicht recht verkraften. Somit musste die Elf nach Schluss der Meisterschaftsspiele mit 23:37 Punkten mit dem TV Fredeburg und RW Wennemen den schweren Gang nach fast 10 Jahren Zugehörigkeit zur Bezirksklasse wieder in die Kreisklasse antreten. 1961 machte man sofort wieder den Versuch, aufzusteigen, aber über den dritten Platz kam man nicht hinaus. Nach dem Abstieg gab es dann einen Neuaufbau der I. Mannschaft, sie wurde verjüngt, und am 30. Mai des Jahres 1966 war es dann wieder soweit. Die Wildsau-Elf hatte zum zweiten Mal den Aufstieg in die Bezirksklasse Sauerland mit einer ganz tollen Serie - 21 gewonnenen, 3 unentschiedenen und 4 verlorenen Spielen, bei einem Torverhältnis von 117:38 und 45:11 Punkten - geschafft.

Das gestreckte Ziel wurde unter der Trainerleitung von Fritz Kramer erreicht. Nach dem ersten Bezirksklasse-Jahr belegte die Mannschaft einen beachtlichen achten Platz. Es gab Höhen und Tiefen; so war auch im Jahre 1968 ein Tiefpunkt erreicht. Der FC musste aus der Bezirksklasse absteigen. Später, bis Mitte 1969, wurden die Wildsau-Mannen durch Traugott Gertiser betreut, und von da an bis heute durch den früheren erfolgreichen Aktiven der „Kometen“, Willi Stahlmecke.

Neben der I. Mannschaft, die 1970 den dritten Platz in der 1. Kreisklasse einnimmt, wurde in all den Jahren der Spielbetrieb in der II. unterhalten.